Ein Jahr Projektkurs „Balu und Du“ am Helmholtz

10. Oktober 2022 | Angela Barner

Im vergangenen Schuljahr 2021/2022 startete der Projektkurs „Balu und Du“, angeknüpft an das Unterrichtsfach Pädagogik, erfolgreich am Helmholtz. 15 motivierte SchülerInnen – die Balus – besuchten wöchentlich die begleitenden Seminartreffen, bildeten sich zu Themen wie Resilienz, informellem Lernen, Kinderrechten und Kinderschutz weiter, verfassten viele spannende digitale Tagebucheinträge und v.a. trafen sie sich ein Mal pro Woche mit ihren Schützlingen, ihren Moglis.

Begleitet und ermöglicht wird dieses Programm vom Balu und Du e.V. aus Köln, der ein Mentoring-Programm namens „Balu und Du“ ins Leben gerufen hat. Die Idee hinter dem Programm beschreibt der Verein selbst folgendermaßen: „Das bundesweite Mentoringprogramm Balu und Du fördert Grundschulkinder im außerschulischen Bereich. Junge, engagierte Leute übernehmen ehrenamtlich mindestens ein Jahr lang eine individuelle Patenschaft für ein Kind. Sie helfen ihm durch persönliche Zugewandtheit und aktive Freizeitgestaltung, sich in unserer Gesellschaft zu entwickeln und zu lernen, wie man die Herausforderungen des Alltags erfolgreich meistern kann.“ (Zitat von der Homepage des Vereins)

In Kooperation mit Jill Nadine Brune vom Bildungsbüro der Stadt Bielefeld wurde dieses Programm während des turbulenten Pandemiejahres 2020 mit vereinten Kräften nach Bielefeld und an das Helmholtz-Gymnasium geholt. Somit wurde für den Standort Bielefeld sogar eine Neugründung vorgenommen und das Projekt erstmalig in der Region fest an einer Schule installiert. Die Schulleitung begrüßte dieses Programm und so wurde der Kooperationsvertrag mit dem Verein durch die Schulleitung unterschrieben. Das Programm hat damit fest Einzug am Helmholtz-Gymnasium gehalten und auch in den kommenden Jahren wird es fester Bestandteil des Projektkursangebotes in der Qualifikationsphase sein.

Im Rahmen des Balu und Du Programms engagierten sich im vergangenen Schuljahr am Helmholtz-Gymnasium 15 SchülerInnen aus den Pädagogik-Grund- und Leistungskursen für ihre Moglis aus den umliegenden Grundschulen Bielefelds. Aktuell besuchen 10 sehr motivierte SchülerInnen den Projektkurs und werden nach den Herbstferien in ihren Mentoring-Gespannen mit einem Kennenlernnachmittag starten.

Sie gestalten dann künftig mit ihren Moglis gemeinsam ihre Freizeit, unternehmen zusammen Ausflüge, begleiten die Kinder physisch und psychisch in ihrem Alltag, indem sie sich ein Mal in der Woche persönlich mit ihnen treffen. Alle Anliegen und Wünsche der Kinder finden dann Gehör und Aufmerksamkeit, und die Balus können ihre kommunikativen, sozialen, persönlichen und auch erzieherischen Kompetenzen im Kontakt mit den Moglis erweitern und schulen. Dieses Mentoring-Programm bietet somit beiden Seiten die Chance auf informelle Lernprozesse und Persönlichkeitsentwicklung. Begleitet werden die Jugendlichen zudem in wöchentlichen zweistündigen Sitzungen im Pädagogik Projektkurs materialbasiert zu unterschiedlichen Themen rund um die Aufgaben und Herausforderungen eines Balus. Alle Anliegen und Erfahrungen der Balus sowie Fragen und Wünsche werden dann gemeinsam mit allen oder in Teilgruppen besprochen. Das zu führende Online-Tagebuch ermöglicht den Balus zudem eine vertiefte Reflexion einzelner Treffen und bietet der Projektkursleiterin einen noch näheren Eindruck davon, was die einzelnen Tandems unternehmen und wie die Balus dieses Programm ausgestalten.

Zwei Schülerinnen des vergangenen Pädagogik-Projektkurses beschreiben, weshalb sie am Programm teilnahmen und welche Erfahrungen sie in ihrem Mentoring-Jahr gemacht haben.

„Ich entschied mich in der 10. Klasse für den Pädagogik Projektkurs, da ich sehr gerne mit Kindern zusammenarbeite und einem Kind durch tägliche Treffen mit mir weiterhelfen wollte. Den Projektkurs empfand ich insgesamt als sehr schön und erinnerungsreich, da ich viele Erinnerungen mit meinem Mogli sammeln konnte. Wir beide hatten viel Spaß an unseren Treffen. Aufgefallen ist mir, dass ich meinen Mogli positiv beeinflussen konnte, da sie nach dem Projektkurs motivierter und selbstbewusster aufgetreten ist und weiterhin auftritt. Zuvor verhielt sie sich oftmals ziemlich unsicher. Zu wissen, dass ich einen großen Teil zu dieser Veränderung beigetragen hatte, macht mich sehr glücklich. Es hat mir gezeigt, dass es die richtige Entscheidung gewesen war am Projektkurs teilzunehmen, weil ich das Leben eines Kindes in gewisser Weise bereichern konnte. Den Kontakt halte ich jetzt nach dem Projektkurs immer noch zu meinem Mogli. Ich kontaktiere sie ab und zu und erkunde mich nach ihrem Wohlbefinden. Bald werde ich auch etwas mehr Zeit mit ihr verbringen, da ich ihr Nachhilfe in Mathe geben werde und inständig hoffe, dass es ihr helfen wird.“

(Susana Adel, Q2)

 

Der Projektkurs im Fach Erziehungswissenschaft kam im Jahr 2021 durch die Kooperation mit dem Programm „Balu und Du“ zustande. Dadurch, dass wir der erste Jahrgang, aber auch die erste Schule in Bielefeld waren, welche an dem Programm teilnehmen konnten, war dieser Projektkurs für uns Schüler eine ganz neue Möglichkeit, da man sich mit keinem Schüler austauschen konnte, was einen konkret erwartet. Durch die Informationen und die Motivation von Frau Kahrau, welche den Projektkurs geleitet hat und das generelle Interesse an dem Konzept des Programms, habe ich mich für den Projektkurs entschieden. Ich finde die Idee, welche hinter dem Programm steckt, einfach sehr überzeugend und außerdem galt der Projektkurs als eine Chance das Wissen, welches man sonst nur theoretisch erlernen und anwenden kann, nun auch in die Praxis umzusetzen, weshalb ich mich schlussendlich auch für die Teilnahme am Projektkurs EW entschieden habe. Der Projektkurs sollte nicht als Möglichkeit angesehen werden, eine Facharbeit zu umgehen, sondern man sollte sich bewusst sein, dass man dort mindestens genauso viel Zeit und Arbeit sowie Leidenschaft hineinsteckt wie in eine Facharbeit, jedoch genauso viel Freude und Erfahrung davon mitnehmen kann. Mir persönlich hat das Projekt „Balu und Du“ sehr viele neue Eindrücke im praktischen Umgang mit Kindern geboten, aber auch viele neue theoretische Aspekte haben mich sehr interessiert und gleichzeitig hat das zusätzliche Wissen mich im Unterricht (Erziehungswissenschaft) weitergebracht. Mich hat an „Balu und Du“ vor allem die Entwicklung meines Moglis begeistert. Wir haben sehr schnell eine vertraute und fast „schwesterliche“ Bindung aufgebaut und mein Mogli konnte sich mir gegenüber im Laufe der Zeit immer mehr öffnen und hat mich als eine wichtige und Stabilität bietende Bezugsperson angesehen. Auch ihre Probleme, ob es schulisch oder privat war, sind wir gemeinsam angegangen. Ich konnte meinem Mogli ein offenes Ohr bieten und ihr mit Unterstützung, Erfahrungen und einer ehrlichen Meinung helfen und sie somit stärken, außerdem war es mir möglich meinem Mogli richtige Verhaltensweisen, Normen und Werte näherzubringen und sie neue Abenteuer erleben zulassen. Das Projekt bietet den Kindern einfach eine enorme Stabilität, aber auch eine wichtige Sozialisationsinstanz, welche dem Kind hilft, viele Meilensteine zu überwinden, Selbstbewusstsein aufzubauen, sich weiterzubilden und das aller Wichtigste, es bietet dem Kind eine Bezugsperson, die individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes eingehen kann. Der Mogli hat eine Bezugsperson, welcher er sich offen und ehrlich anvertrauen kann und von welcher er die nötige Aufmerksamkeit bekommt, die ihm vielleicht im normalen Alltag durch äußere Umstände nicht immer geboten werden kann. Aber auch für mich war das Projekt sehr prägend, da nicht nur der Mogli etwas lernt, sondern auch der Balu. Man lernt den Umgang mit den Kindern viel besser kennen und ich persönlich habe auch eine enorme Entwicklung in meiner praktischen Umsetzung feststellen können, sowie den theoretischen Teil besser nachvollziehen können. Auch für einen selbst wird der Mogli zu einer festen Bezugsperson, welcher man das Bestmögliche für die weitere Zukunft mitgeben möchte, aber welcher man auch immer unterstützend zur Seite steht.

Das Projekt „Balu und Du“ ist also für beide Seiten eine Möglichkeit vieles Neues zu erleben und zu erlernen, sowie sich weiterzuentwickeln. Der Projektkurs verdient in meinen Augen viel mehr Aufmerksamkeit, da er Schülern untereinander die Möglichkeit eröffnet aneinander zu wachsen.

(Victoria Madleen Höldtke, Q2)

 

Für weitere Informationen, z.B. für den aktuellen Wirkungsbericht, werfen Sie gerne auch einen Blick auf die Homepage des Vereins: https://www.balu-und-du.de/.

(Larissa Kahrau)