Projektkurse

Projektkurs Geschichte

Projektkurse können von den Schulen im Jahrgang 11 angeboten werden. Sie laufen über ein gesamtes Schuljahr und haben den Umfang von 2 Wochenstunden. Projektkurse in Geschichte können nur angewählt bzw. belegt werden, wenn zugleich das Fach Geschichte belegt wird. Projektkurse sollen ein Produkt als Ergebnis haben. Dabei sind viele Formen denkbar; es können Referate sein, es kann sich aber auch um eine Wettbewerbsteilnahme handeln oder um die Vorbereitung einer historischen Führung bzw. um ein Hörspiel-Feature.

Konzept der Projektkurse

Ein gemeinsames Projektthema kann nach Interessenlage der SchülerInnen gewählt werden. Dabei bieten sich lokalgeschichtliche Zugänge an – wie zum Beispiel die Geschichte der Industrialisierung oder des Nationalsozialismus in Bielefeld – oder ausgewählte Themenfelder aus dem Bereich der Umwelt-, Technik-, Wissenschafts- und Geschlechtergeschichte.

Ein Themenvorschlag als Beispiel: Braun im roten Bielefeld

Im Rahmen des normalen Geschichtsunterrichts bleibt die Zeit zwischen 1933 und 1945 oftmals auf die großen Schauplätze der Geschichte beschränkt und in seiner alltäglichen Konkretisierung mitunter nur schwer greif- bzw. vorstellbar. Dabei fand der Nationalsozialismus nicht nur in Berlin, Nürnberg oder in den unzähligen Lagern aller Art statt, endete eben nicht an den Stadtgrenzen. Nationalsozialismus ist nicht immer ausschließlich die ganz große Geschichte, sondern war auch eine sich in alle Bereiche erstreckende Alltäglichkeit.
Er betraf alle Bereiche menschlichen Lebens, fand an vertrauten Plätzen und in allen bekannten Bauwerken statt. Er griff bis in die Schulen, die Familien, Alltag, Beruf und Freizeit der Menschen. Bielefeld ist, wenn es die überhaupt gibt, keine Stadt mit einer ausgeprägten nationalsozialistischen Tradition. Es galt eben eher als rot. Trotzdem wurde es nach 1933 ebenso braun wie viele andere Städte und Gemeinden auch. Die braune Ideologie und Diktatur wurden nationalsozialistischer Alltag, hinterließen in der Stadt ihre Spuren.
Diese Spuren des Nationalsozialismus in der alltäglichen Lebensumwelt der Schüler zu suchen und zu verdeutlichen, seine Ursachen und Auswirkungen im Lokalen zu untersuchen, das soll der Grundgedanke eines Projektes sein.
Dabei werden relevante Grundzüge der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts behandelt sowie regional-, lokal-, alltags- und mentalitätsgeschichtliche Zugriffe verfolgt.

Ein weiterer Themenvorschlag: Der Jugend beraubt: Wladimir Timofejew

Wladimir Timofejew wurde 1942 kurz vor seinem 13. Geburtstag verschleppt. Die ersten Monate in Bielefeld war er im Lager auf dem Joahnnisberg untergebracht. Foto: Stadtarchiv Bielefeld Mögliche Schwerpunkte der Arbeit könnten sein:

  • Parteien in der Provinz: Wähler und Wahlverhalten im Bielefeld der 20er und frühen 30er Jahre
  • Nazis, als es noch nicht „modern“ war: Zusammensetzung, Aktivitäten und Anschauungen der Bielefelder NSDAP in den 20er Jahren
  • Gesinnung nach dem Stadtplan: Wer wählt wo wie? · Ein klassischer Arbeiterbezirk im Bielefelder Osten: Leben im 5. Kanton
  • Spuren des Unterdrückungsapparates in Bielefeld: SS, SA, SD, Gestapo
  • Verschleppt nach Bielefeld: Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
  • Der bedeutendste Sohn der Stadt: Bielefeld und der Horst-Wessel-Kult
  • Unsere Schule mit Vergangenheit: Wo sind die jüdischen Schüler geblieben? Das Projekt Stolpersteine
  • Zwischen Zwangsarisierungen und NS-Musterbetrieben: Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik an lokalen Beispielen
  • Im Namen des Volkes? NS Justiz am Bielefelder Landgericht
  • Der Führer in Bielefeld: Der Hitlerbesuch von 1932 im Spiegel der Presse

Organisation des Projektunterrichts

  • Phase I: Überblick zum Ablauf der Projektarbeit und Gruppenherstellung
  • Phase II: Basis schaffen: inhaltlich, methodisch und fachwissenschaftlich orientierender Input
  • Phase III: Projektkriterien klären: Die Besonderheiten dieser Unterrichtsform
  • Phase IV: Themen finden und Gruppen bilden
  • Phase V: Planungspapiere in den Einzelgruppen erstellen: Berücksichtigung aller Aspekte der Projektarbeit
  • Phase VI: Selbständige Arbeit in den Gruppen und Zwischenberichte im Plenum
  • Phase VII: Produktpräsentationen
  • Phase VIII: Reflexion

Anforderungen und mögliche Produkte

Grundsätzlich soll das Produkt den Anforderungen einer Facharbeit entsprechen und in angemessenem Verhältnis zur Erarbeitungszeit stehen (der Unterricht erfolgt 2-stündig über 2 Halbjahre). Es werden die Bereitschaft und das Interesse vorausgesetzt, sich sowohl mit eigenen Erarbeitungen wie auch denen der Mitschüler auseinanderzusetzen, auch außerhalb der regulären Unterrichtszeiten forschend und selbstständig zu arbeiten sowie die eigenen Ergebnisse kritisch zu reflektieren und zu dokumentieren. Eigeninitiative, wissenschaftliches Denken und Arbeiten stehen somit im Mittelpunkt der
Kursarbeit.

Die Produkte der Arbeitsgruppen hängen vom gewählten Arbeitsschwerpunkt ab.

Denkbar wären beispielsweise:

  • die Entwicklung eines historischen Stadtführers
  • das Erstellen einer Radiosendung
  • das Verfassen einer schriftlichen Arbeit und deren Präsentation
  • die Vorbereitung und Durchführung einer kleinen Ausstellung