Wie aus zwei Projekttagen 2022 eine Patenschaft für zwei Stolpersteine erwachsen kann….

29. Oktober 2024 | Angela Barner

Es hätte wohl im Juni 2022 noch niemand gedacht, dass aus zwei Projekttagen im Helmholtz zum Thema Jüdisches Leben in Bielefeld (besonders am Beispiel des ehemaligen Helmholtz-Schülers Martin Goldstein alias Dr. Sommer aus der Bravo) sowohl eine Kooperation mit der Stolpersteininitiative entsteht als auch die Patenschaft für zwei Stolpersteine für die beiden Söhne der jüdischen Familie Hecht, Fritz und Ernst (ermordet 1945 in Auschwitz und 1943 in Sobibor) übernommen wird.

Die 8e des Helmholtz-Gymnasiums hat sich hier besonders engagiert. Die gesamte Klasse verdiente das Geld für einen Stolperstein durch den Verkauf von Selbstgemachtem an den Tagen der offenen Tür 2023, die Klasse putzte im April 2024 13 Steine in der Nähe des Helmholtz-Gymnasiums, als Klassenaktion, um eben die Kultur des Erinnerns im Tun umzusetzen, ein Zeichen zu setzen und Haltung zu zeigen gegen das Vergessen.

Mit (spezieller) Paste, Putztüchern und Plastikhandschuhen ausgerüstet machten sich die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung der App „Stolpersteine NRW“ des WDR auf den Weg zu den 13 Steinen, um die Messingplatten, die in die 10x10x10 cm großen Betonwürfel eingelassen sind, zu reinigen.

Am 29.10.2024 nun sollte die Verlegung der vier Stolpersteine für die Familie Hecht stattfinden: zwei gespendet vom Helmholtz!

Patin der beiden anderen Stolpersteine für die Eltern, Alex und Fanny Hecht, ermordet 1943 in Auschwitz, übernimmt die Rektorin der Universität Bielefeld, Frau Professorin Angelika Epple.

Und es war eine sehr stimmungsvolle und würdige Veranstaltung in der Prinzenstraße. Selbst der Regen hörte kurz auf…

Zunächst wurden die vier Steine vom Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld verlegt, es folgte die Begrüßung durch Christiane Wauschkuhn als Mitglied der Stolpersteininitiave.

Susanne Puissant als Musiklehrerin präsentierte am Klavier mit den Schülerinnen und Schülern der 8e ein jüdisches Lied (Donna Donna…), begleitet an der Geige von den Mitschülerinnen Josefine Kummer und Johanna Reupohl.  Amira Zambia, Schülerin der Q2 des Helmholtz-Gymnasiums, verlas die Biographie der Familie.

Und hier zeigt sich einmal mehr, dass manchmal Geschichten zu Menschen zu kommen scheinen: Amira hat in der Q1 ihre Facharbeit im LK Geschichte eben zu den beiden ehemaligen Helmholtzschülern Hecht geschrieben…und entdeckte in ihrer Recherche, dass die Familie ihren letzten Wohnort just in der Straße hatte, in der auch Amira selbst wohnt, sogar ganz nah.

Somit schließt sich gleichsam ein Kreis – aktuelle Helmholtz-Schülerinnen und –Schüler gedenken nicht nur der Vergangenheit, sondern sie erkennen auch sicherlich einmal mehr, wie unterschiedlich Biographien sein können und welch ein Glück es ist, heute hier und jetzt eine Schule betreten zu dürfen, bleiben zu dürfen – und das ohne (Todes-)Angst.

 

Karen Wiegelmann